Erste Impressionen meiner Arbeit im Rahmen der Stoffwechsel-Werkstatt
Erste Impressionen meiner Arbeit im Rahmen der Stoffwechsel-Werkstatt.
Ich habe mir ALLE Textstellen in Nietzsches Gesamtwerk (Hauptwerke, Briefe, Nachgelassene Schriften, etc.), in denen der Begriff Vernunft vorkommt, herausgesucht und möchte diese auf einer Karte anordnen. Die vertikale Achse dieser Karte ist eine "Gut-Böse"-Achse, die horizontale eine chronologische Achse. Nach 3 Tagen Arbeit bin ich von Nietzsches ersten Aufzeichnungen 1867 bis zu seinem Werk "Morgenröthe" von 1881 gekommen. Dies sind erst 195 der insgesamt 690 Textausschnitte - um schon ist die Karte 4 Meter lang.
Ich reise durch Nietzsches vermachtes Denken auf eine ganz wunderbare Weise. Nietzsche kennt keinen einheitlichen Vernunftbegriff: in seinem Werk treten unterschiedliche Vernünfte auf stark divergierenden Bewertungen auf. Einerseits ist Vernunft bei Nietzsche manchmal ein sokratisches Blendwerk, ein transzendenter Taschenspielertrick der aus Verachtung gegen die Erde und den eigenen Leib sich ressentimentgeladen gegen sie richtet. Andere Male treten in seinen emphatisch geschriebenen Aphorismen auch immer wieder andere Vernünfte auf, die dem Leib inne wohnen, von da – und in Übereinstimmung mit Natur und Sinnen – aus agieren und den reformierten Übermenschen mit seinem Boden und seiner Bestimmung vereinen. Anhand dieses Begriffes lassen sich die Windungen dieser Denkgeschichte sehr gut nachvollziehen.