VERANDA
Wed., October 25 2017
Conceived as a filmseries by Jack Hauser
Lieber Jack,
7 oder 8 Sätze über Performance und Performance-Theorie.
Die Theorie hat sich immer schon in die Performance eingeschlichen, auch wenn diese versucht, widerständige Körper und neue materielle Konstellationen hervorzubringen und sich mit neuen Materialitäten zu verweben oder sich in diesen einzunisten. Das Kreieren von Brutstätten für singuläre bewegungs(un)begabte Wesen, die weder als Subjekt noch als Objekt entlarvt werden können, ist die Leidenschaft der Performance. Ein Apparatus zur Produktion materiell-semiotischer Körper eben. Ein lachendes Bündnis mit der Unmöglichkeit, der Ungewissheitszone, in der stabile und ewig währende Definitionen und Umrisse augenblicklich zerborsten. Will die Theorie sich dem Zerspringen von prädefinierten Subjekt-Objekt-Ordnungen widmen, muss sie sich der Selbsttransformation stellen. Dann wird sie selbst zum Hybrid. Performance vielleicht. Oder auch nicht. Sie verliert die Distanz und involviert sich in der Leidenschaft einer ans Unmögliche rührenden Bemühung, in das, was sich aus allen Verkrustungen stabiler Definitionen zu winden versucht. Sie versucht, dem Sich-heraus-Gewundenen mit der größtmöglichen Differenziertheit im Sprachlichen zu begegnen. In dieser Begegnung bleiben weder die Performance noch die Theorie was sie waren. Die Performance ist nicht Objekt der distanzierten Betrachtung noch ist die Theorie ein aus der Performance destilliertes Objekt. Und doch geben beide sich der Objekthaftigkeit ihrer Existenz bedingungslos hin. Denn wer weiß, was andere mit/aus den fabrizierten Sätzen und körperlichen Experimenten machen werden? Einmal in die Welt gestammelt werden sie in zahllosen Transformationen wiederkehren – als Wiedergänger, die sich schon immer von jedem Original losgesagt haben.
Liebe Grüße,
Martina